Für die „MARKENJURY“ bin ich mit meiner Freundin Manja eine Woche in Graubünden als Reisereporterin unterwegs. Nach langen Wochen der Vorfreude sind wir heute mit unseren großen Koffern in den Zug gestiegen – wir hatten beim Umsteigen immer ganz schön zu schleppen, schließlich braucht Frau neben den Bergstiefeln auch noch was Schickes für den Abend und meine sämtlichen Objektive mussten natürlich auch mit…
Nach einem langen Tag mit Bahn und Bus kamen wir in Wergenstein an, einem schmucken Dörfchen hoch über dem Hinterrheintal. Heuduft hat uns empfangen und ein überwältigender Blick auf die umliegenden Berge. Wir wurden im Hotel Capricorns überaus herzlich begrüßt und haben uns gleich in unserem Zimmer breit gemacht. Hell und freundlich, mit einer feinen Schlichtheit – so war das ganze Hotel. Modern, und doch genau vis a vis von einem bewirtschafteten Bauernhof. Ein Teil des Dorfes, keine Randerscheinung. Das hat uns sehr gefallen.
Wir haben uns mit Quellwasser aus dem Dorfbrunnen erfrischt, das in eiskalter Reinheit aus den Leitungen des Hotels kommt. Welch eine Wohltat nach der verschwitzten Reise! Zur Begrüßung fanden wir jede einen Bergkristall auf dem Nachtschränkchen – eine schöne Idee – und eine Postkarte halb auf Romanisch halb deutsch, natürlich mit einem Steinbockmotiv. Beim Hinaustreten auf die kleine Terrasse am Zimmer lagen das ganze Tal und die fernen Gipfel in Abendstimmung vor uns ausgebreitet. Da waren wir schon mitten im Urlaubsfeeling!
Wir waren noch andächtig in das Panorama versunken, als unsere Begleitperson von Viamala-Tourismus, Daniela Gredig, fröhlich vom Parkplatz um’s Eck herunterwinkte. Sie kam uns abholen, da an diesem Abend im Hotel Capricorns eine Hochzeitsfeier stattfand (welch schöne Kulisse!) und wir mit ihr auswärts essen würden. Nach einer herzlichen Begrüßung – wir waren uns alle gegenseitig auf Anhieb sympathisch – kurvten wir auf schmalen Sträßchen im Abendlicht den Schamser Berg entlang nach Mathon. Dort ließen wir uns auf der Gastterrasse des Restaurants „Muntsulej“ gemütlich nieder und staunten in die Weite des vor uns liegenden Tals, malerisch flankiert von der weißen Dorfkirche. Das Restaurant Muntsulej ist eines der Partnerrestaurants des Naturpark Beverin, was bedeutet, dass man dort ein Menü aus regionalen Produkten bestellen kann. Wir fanden das eine klasse Sache und bestellten alle drei das „Naturpark-Menü“.
Daniela hatte eine riesige Stofftasche (mit Graubünden-Aufdruck) dabei und holte nacheinander ihre Schätze daraus hervor: Wanderkarten, Infobroschüren zu allen Highlights der Region, Eintrittskarten zur Viamala-Schlucht (die ich später, am Tag x, blöderweise im Hotel vergaß), Fahrpläne zu Bus und Bahn, für jede ein Buch zur Viamala-Schlucht und zwei leuchtend rote Cappis – für kühle Köpfe… Während wir auf’s Essen warteten, fütterte sie uns ausführlich mit Tipps und Insider-Info. Im schummrigen Kerzenlicht beugten wir uns über Wanderkarten und diskutierten Möglichkeiten und Vorlieben. Die nette junge Bedienung bot wiederholt an, mehr Licht zu machen, doch wollten wir die zauberhafte Stimmung nicht zerstören. Zwischendurch stand ich immer wieder auf, um mit dem Handy Fotos von dem in der Dämmerung versinkenden Tal zu machen – zu schön war dieser Ausblick – bis es später endgültig zu dunkel dafür war.
Der Salat wurde serviert, und wir schoben eilig allen Papierkram in eine Ecke des Tisches, um uns den wirklich wichtigen Dingen des Abends zuzuwenden, den Leckereien der Region. Der Salat wurde von gebratenem Ziger begleitet – das ist ein Molkekäse – und einem fantastischen frischen Kräutersößchen. Der Hauptgang bestand aus einer heißen „Mathoner Huuswurst“ – auf die man, wie wir lernten, fachgerecht eine Brotscheibe legt zum Anstechen, damit der heiße Saft nicht zum Nachbarn rüber spritzt – mit grober Polenta und gebratenem Gemüse. Die Wurst war würzig, die Polenta mild, zusammen sehr lecker! Natürlich darf was Süßes zum Abschluss nicht fehlen, und obschon wir von den reichlichen Portionen vorher ziemlich satt waren, genossen wir das „Vanilleglace mit hausgemachtem Röteli“ (das ist ein Kirschlikör) ausgiebig.
Noch lange saßen wir in der lauen Abendluft und unterhielten uns angeregt, bis Manja und ich schließlich zu gähnen anfingen – die Reise war doch anstrengend gewesen. Oder lag es an der guten Luft hier oben?
Daniela brachte uns zum Hotel zurück, wir verabschiedeten uns und fielen schließlich müde in die Betten. Wir ließen die Terrassentür offen und den Heuduft zu uns ins Zimmer – und freuten uns unbändig auf die Tage, die vor uns lagen.